10/03/11

Pilger

Etappe 27: Touroulet - Perigeux (46,6 km)

8:00 Es ist noch nicht ganz hell, aber mir reicht es. Ich stehe auf, baue mein Zelt ab und mache mich auf den Weg. Das gestrige Elend hat natürlich ein Nachspiel. Ich bin hundemüde, habe nichts vernünftiges zu Essen und bin mitten im Nichts.


11:00 Zurück in der Zivilisation. Erstmal Nahrung. Dann weiter auf einer hügeligen, aber kerzengeraden Strasse ohne Verkehr. Hier begegne ich den ersten beiden Pilgern, ein älteres französisches Paar. Schon weit vor mir sehe ich sie, immer wieder anhaltend. Ich bin schon ganz neugierig, was es interessantes zu sehen gibt. Nichts, stellt sich bald heraus. Die beiden haben statt GPS einen sogenannten Pilgerführer gewählt. Ich schaue mir das mal näher an. Das ist so etwas wie ein Reiseführer. Nur in dilletantisch.  Die Karte für eine Etappe ist so 3x5 cm gross und sieht aus, als hätte sie ein Kleinkind gezeichnet. Dafür gibt es wertvolle Wegbeschreibungen. 'An dem schönen Bauernhaus aus dem 18 Jahrhundert biegt man rechts ab.' Jetzt kommt hier alle 500m ein Bauernhaus, an dem man rechts abbiegen könnte. Die Pilger scheinen sich unsicher darüber, welches davon aus dem 18 Jahrhundert ist. Und schön. Bitte, so was weiss man doch. Zumindest ist mir jetzt klar, warum die Pilgeretappen so kurz sind.

Weiter geht es über leere Strassen entlang inzwischen weitestgehend geernteten Feldern. Nachmittags komme ich durch eine kleine Stadt, die einen so einladenden Brunnen hat, dass ich erstmal meine Beine kühle. Dazu esse ich Salat. Eine neugierige Passantin verwickelt mich in ein längeres Gespräch, wünscht mir viel Erfolg. Sehr nett.

18:20 Ich komme in Perigueux an, gönne mir ein klimatisiertes Mercure und saue erstmal das Zimmer ein, indem ich mein Zelt trockne.

20:00 Abendessen im Steakhouse. Wir denken zwar bei Rind meistens an Südamerika, aber die Franzosen denken natürlich an Frankreich. In diesem Fall noch nichtmal ganz zu unrecht. Das Fleisch ist erstklassig, A point ist - was soll ich sagen - a point und als Krönung gibt es ein Stück vom Knochen, aus dem man das Knochenmark schaben kann, mit Toast serviert.