10/04/11

Chambre d'Hotels

Etappe 28 Perigeux - Bourgnac (40,7 km)



9:30 Ich stehe gerade noch rechtzeitig zum Frühstück auf, müde und unmotiviert packe ich meine Sachen. So gegen 11:30 breche ich auf, kurz nach 12 finde ich schon eine Bäckerei, die mich zu einer Pause mit Croissant und Espresso verleitet. Danach verfalle ich in meinen Trott. Es ist warm, aber nicht mehr so unendlich heiss.

14:30 Ich komme in St. Astir an, einer Pilgeretappe, denke, das nutze ich für eine Mittagspause. Ich sehe ein Restaurant direkt neben der Kirche, will dort einen Kaffe bestellen. Dies sei ein Restaurant, Kaffe gebe es nur zum Mittagessen, für mich nicht. Wo ist meine Einkaufsliste. Stattdessen mache ich auf einem kleinen Platz Pause, esse, direkt vor mir ein Labor für Blutuntersuchung. Der Besitzer kommt heraus, stellt neugierige Fragen, erzählt von seinen Besuchen in Deutschland, und wünscht mir Erfolg. Es gibt eben solche und solche.

16:00 Der Plan ist es, bis Mussidan zu laufen, ein Hotel habe ich noch nicht. Irgendwo auf dem Weg buche ich ein Hotel. Ich laufe ein wenig weiter. Wundere mich. Komisch, ich hatte doch heute morgen schon mal auf der selben Seite nach Hotels geschaut, da gab es in diesem Ort gar nichts. Laufe weiter. Schaue auf der Karte. Das Hotel ist an einem See. Aber irgendwie ist hier kein See. Gelernt habe ich: Auch in Frankreich gibt es doppelte Ortsnamen und ein Telefon eignet sich nicht, um Hotels zu suchen. 80 Euro Lehrgeld. Ka-Ching.

17:00 Ich hatte mir von meiner morgendlichen Suche ein Chambre d'Hotel gemerkt, so etwas wie ein Gästezimmer bei einer Privatperson. In Anbetracht meiner nicht-existenten Alternativen rufe ich dort an. Der Herr - diesmal kein Engländer, auch wenn er Englisch (und deutsch) spricht, sagt, er habe etwas frei.

19:30 Ich komme in der Dämmerung an dem kleinen Bauernhof an, nach zwei Hunden, die sich nicht zwischen Bellen und gestreichelt-werden-wollen entscheiden können, begrüsst mich der Hausherr, ein Super-netter Franzose. Er zeigt mir mein Zimmer - modern, komfortable - und schlägt mir vor, dass ich erstmal ankommen soll, und er dann mit einem Bier auf mich wartet. Das Bier entpuppt sich als Franziskaner Weizen, er hat davon auch noch mehr, kurz darauf trifft noch ein junges deutsches Paar ein. Längere Unterhaltung, es stellt sich raus, dass der Hausherr mal in Frankfurt gewohnt hat. Elbestrasse. Respekt, Alder.