10/31/11

Berge, Wind, Regen

Etappe 53: Mondoñedo - Vilalba (35,3 km)

9:00 Frühstück besteht aus einem Kaffe, dann geht es los. Gleich nach dem Start ein Supermarkt, ich kaufe Mittagessen. Dann Frühsport. 400 Höhenmeter mit starkem Gegenwind am Vormittag; trotz der niedrigen Temperatur ist mir recht schnell warm.

11:30 So langsam bin ich oben angekommen, erst mal Mittagspause. Dann weiter. Grossen Abstieg gibt es heute nicht mehr, ich werde eine ganze Weile auf diesem Nivau bleiben.
12:00 Zum Merken. Wenn man vor sich Windräder genau von hinten sieht, die sich schnell drehen, ist das kein gutes Zeichen. Anstrengend geht es weiter. Zudem wird das Wetter immer schlechter.

Die nächsten vier Stunden blenden wir einfach aus. Starker Wind, starker Regen, ekelhaft. Ich bin ziemlich froh, dass ich gestern bis Mondoñedo gelaufen bin, sonst hätte ich den Spass heute noch zwei Stunden länger gehabt.

16:00 Ich komme im Hotel an. Das ist schön, eine lange heisse Dusche  und ich bin wieder aufgewärmt. Ausruhen, Abendessen. Das Entrecote heute wieder vom Rumpsteak, dazu guten Tinto.




10/30/11

Abkürzung

Etappe 52: Tapa de Casariego - Mondonedo (47,2 km)

8:10  Extrem schlecht geschlafen. Im Zimmer links von mir hat scheinbar jemand TBC im Endstadium, im Zimmer rechts von mir bequatscht jemand 4 Stunden lang lautstark seine Frau (und kriegt sie trotzdem nicht rum ;-). Trotzdem wache ich von alleine auf und bin fit. Wütend, aber fit. Ich packe, stehe um 10 vor 9 am Restaurant. Der Hotelbesitzer ist schon da liest Zeitung, und macht mir einen Kaffee, bevor es um 9 Uhr Frühstück gibt. Kurz danach mache ich mich auf den Weg.

Anfangs ist es kühl, aber wolkenlos und bald wird es noch einmal richtig warm, es soll der letzte Sommertag auf dieser Reise bleiben.

10:20 Aus einer kleinen Seitenstrasse kommt ein Radfahrer. Bleibt stehen, wartet auf mich. Fragt, ob ich nach Santiago laufe. Wenn ich hier nach rechts laufe, sei das eine grosse Abkürzung, spare 20 Kilometer bis Ribadeo. Ich erkläre ihm, dass ich nicht vorhatte, über Ribadeo zu laufen, sondern durch die Berge. Er meint, dass es über Ribadeo einfacher sei. Ich wusste das vorher, aber dorthin führt kein Weg ausser der Autobahn und eine lange Autobahnbrücke über die Bucht. Ich äussere meine Bedenken, er versichert mir, dass man über die Brücke laufen könne. Das sei kein Problem, es gäbe einen Weg für Fussgänger. Hmm, ich habe gestern Abend auf Google Earth geschaut, da sah es nicht so aus, als gäbe es einen solchen Weg. Ich frage, ob er sicher sei. Ja, ganz sicher, gar kein Problem.

Als ich in den von ihm empfohlenen Weg abbiege, denke ich an den Franzosen, der mir versichert hat, dass der Kanal genau an mein Ziel führt und was das für ein Debakel war. Aber dann denke ich, zur Not renne ich halt über den Standstreifen. Es ist Sonntag morgen, nix los und die Guardia Civil pennt bestimmt noch.

10:50 Ich komme an der Brücke an. Dort ein grosses Schild: "Füssgängerweg nach Galizien". Ich bin baff. Der Mann hatte recht. Die Abkürzung spart mir knappe 4 Kilometer und ich kann noch etwas an der Küste entlang laufen; außerdem spare ich knappe 800 Höhenmeter.



14:20 So, jetzt ist endgültig Schluss mit Meer, ich biege nach Süden  ab. Ich bin heute recht schnell und zusammen mit der Abkürzung überlege ich, ob ich nicht noch etwas weiter laufen kann. Da ich weder im ursprünglichen Zielort Lourenza, noch in der Alternative Mondonedo ein Hotel gefunden habe, bin ich unschlüssig. Das Geschenk der Abkürzung heute einlösen oder für Morgen ansparen? Mit Hilfe meiner grossartigen Partnerin am heimischen PC zeigt sich, dass es in Mondonedo tatsächlich so etwas wie ein Hotel gibt. Eine echte Alternative also.

16:00 Ich sehe Lourenza vor mir. Ein kleines Kaff im Tal. Was letztlich den Ausschlag gibt weiterzulaufen, ist, dass ich zu faul bin, ins Tal und am nächsten Morgen zurück auf den Berg, von dem ich komme, zu laufen. Also weiter. Was noch mal ein paar Kilometer spart.

17:30 Nach einer kleinen Kaffeepause komme ich in Mondonedo an, und entdecke direkt an der Hauptstrasse noch ein Hotel. Das ist offen und sieht passabel aus. Zimmer gibt es auch. Abendessen nicht, dafür eine Tanke direkt gegenüber. Mmmmh, Chips und Dosenbier.





10/29/11

Drogen und Schrauben

Etappe 51: Navia - Tapia de Casariego (21,5 km)

Heute ist eigentlich Pause, aber aus logistischen Gründen und weil ich noch mal ans Meer will, lege ich eine kleine Halbetappe ein.


9:30 Erstmal lange Frühstücken, dann flicke ich meinen Fahrradschlauch. Besser dass im Hotel zu machen als auf der Strasse. Dann Einkaufen. Supermarkt und Apotheke. Irgendwie hatte ich mein Pillendöschen nicht richtig zu und der Regen der letzten Tage hat mir eine leckere Ibuprofensuppe bereitet. Für 40 Tabletten Ibuprofen a 600 mg und 40 Tabletten Diclophenac (Voltaren) a 50 mg zahle ich zusammen ganze 3 Euro 40. Das erklärt zwei Dinge: Warum ich komisch angeschaut wurde, als ich nach einer kleineren Packungsgrösse gefragt habe. Und, warum Spanien Weltmeister ist.


11:30 Recht warm und sonnig und von viel Wochenendverkehr umgeben geht es heute immer entlang der Nationalstrasse an den westlichen Rand von Asturien. Auf halbem Weg komme ich an einem Baumarkt vorbei, und nachdem der nette Herr knappe zehn Minuten nach der richtigen Schraube suchen muss und ich ihm die Mühe und die Schraube mit saftigen 35 Cent entlohne, ist mein Buggy wieder schnell wieder gefixt.

15:00 Im Hotel dann Wäsche waschen und ausruhen.

Resumé der achten (und letzten ganzen) Woche: 288,6 km mit knap 4300 Höhenmetern.



10/28/11

Verlängerung

Etappe 50: Ballota - Navia (45,6 km)

8:30 Ich verlasse mein Hotel (ich bin mir sicher, ich war der einzige Gast dort) und gehe zu Restaurant/Bar/Pit Stop, wo ich gestern auch eingecheckt habe. Dort ist es voll, die grosse Passion der Spanier ist es, in der Bar zu sitzen und Kaffee trinken. Dazu gibt es lautes Fernsehen und mit absurden Mengen Omelette belegtes Baguette.




Statt mir ein schlechtes Buffet-Frühstück aufzubauen, von dem ich dann 90% nicht anfasse, ist man hier etwas schlauer. "Freie Auswahl, sag einfach, was du willst, alles inklusive". Win-Win. Ich esse Omelette mit Schinken (eigentlich eher Schinken mit etwas Ei). Dazu gibt es ordentlichen Kaffee, dann geht es los. Draussen dämmert es noch.

Regen gibt es heute keinen, aber am Vormittag bleibt es bewölkt. Es geht so weiter, wie es gestern aufgehört hat, mit endlosen Serpentinen. Das ist nicht sonderlich anstrengend zu laufen, aber recht frustrierend, weil es nicht vorwärts geht.

Später finde ein paar Abkürzungen durch den Wald. Immer ein kleines Risiko, denn ich weiss nie, wie die Bodenbeschaffenheit ist. Bis auf ein mal habe ich heute Glück und muss nicht zurückrudern. Zeitlich spart das nicht viel, ist aber eine ganz willkommene Abwechslung zur endlosen Strasse.
 
Nachmittags wird es dann sonnig, aber es bleibt - zumindest im T-Shirt - kühl. Sobald schattige Stücke kommen, ziehe ich immer wieder den Pulli über. Der Sommer ist wohl endgültig vorbei.

17:00 Ich komme im Hotel an, Zimmer ok, Supermarkt gegenüber, Internet funzt auch; alles bestens.

Heute sind genau acht Wochen vorbei. In einer idealen Welt (Planungsstand Null) wäre ich heute in Santiago angekommen. Jetzt war aber spätestens am zweiten Tag der Reise klar, dass das nicht ganz aufgehen wird.

Daher habe ich mit mir ausgemacht, dass ich bis zum 28.10 (also heute) laufen werde. Dann setzte ich mich in den Zug und fahre nach Santiago. Von dort habe ich einen Rückflug für Samstag, den 29.10. Was ganz praktisch ist, denn am Sonntag ist Marathon in Frankfurt und das mit dem langen, langsamen Lauf habe ich dieses Jahr ja ganz gut trainiert.

Diese Abmachung kam mit einer kleinen Einschränkung: Wenn ich am 28.10 noch weniger als 300 km nach Santiago habe, gilt sie nicht. Warum das? Mein Backup-Flug ist am 5.11., also eine Woche später und auch wenn das Erreichen von Santiago nie ein wichtiges Ziel auf dieser Reise war, macht es ja recht wenig Sinn, so kurz vor Ende den Bus zu nehmen. Davon abgesehen würde ich am Sonntag eh nix gescheites hinkriegen, dafür sind die Beine viel zu müde.

Also, Flug abgesagt, es geht in die Verlängerung. Noch knapp 210 Kilometer.

An dieser Stelle wünsche ich all denen, die Frankfurt laufen - insbesondere Markus Z. und Dietmar K., viel Erfolg und Spass, und immer daran denken: An den Plan halten, nur weil es bei KM 30 läuft nicht übermütig werden. "Pick & Stick", wie Brett Sutton es so unnachahmlich auf den Punkt bringt.

10/27/11

Nachschlag

Etappe 49: Aviles - Ballota (48,1 km)


10:00 Bei halbwegs passablem Wetter geht es los, heute ist die längste Etappe der Woche. Und eine, die ich schnellstmöglich wieder vergessen möchte. Das mit dem passablen Wetter hält nicht lange, schon bald setzt der Regen ein. Und wird immer stärker. Dazu kommen Berge und Wind.

Was das Vorwärtskommen hier zusätzlich schwierig macht, ist, dass die Nationalstrasse hier zu Autobahn ausgebaut wird. Mal hier ein Stück, mal da ein Stück. Und die Autobahnabschnitte sind natürlich für Fussgänger gesperrt. Dieser Ausbau ist ein Teilen so neu, dass nicht einmal die Beschilderung schlüssig ist. Irgendwo mitten auf der Strasse kommt ein Schild: Für Fussgänger verboten. Keine Kreuzung, keine Abzweigung. Einfach: Hier geht's nicht weiter. Das wird bestimmt in der nächsten Pilgersaison sehr lustig, wenn ungefähr kein Pilgerführer mehr stimmt. Und die Umwege sind signifikant. Bei den normalen Pilgeretappen durchaus 25% und mehr.

19:00 Nass, kalt und müde komme ich am Hotel an. Das Hotel ist leer und verschlossen, die Rezeption 200m weiter in einer Kombination aus Bar, Restaurant, Lottoannahme. Der einzige Ort in im ganzen Dorf, wo Licht brennt. Aber ich werde freundlich empfangen, bekomme den Schlüssel zu Hotel und Zimmer. Lange Dusche, dann Abendessen. Das ist erstaunlich gut. Was ein bisschen irritiert, ist, dass es in dem Restaurant 68 Sitzplätze gibt. Glaube nicht, dass das Dorf so viele Einwohner hat. Heute bin ich jedenfalls der einzige Gast.

22:00 Schlafen.




10/26/11

Regen & Wind

Etappe 48: San Miguel - Aviles (37,9 km)


9:00 Endlich vernünftiges Frühstück. Grosse Begeisterung. Draussen Regen und Wind. Entsprechend gross ist die Motivation, aufzubrechen. Vorher entsorge ich noch mein zweites Paar durchgelaufene Schuhe. Jetzt habe ich noch zwei. Aber beide sind kurz vor dem Ende. Das wird knapp.

10:05 Ich breche endlich auf. Gleich zu Beginn versuche ich mir ein paar Kilometer mit einer Abkürzung zu sparen. Recht abenteuerlich, aber funktioniert.

11:20 Ich erreiche den Stadtrand von Gijon. Starker Regen und peitschender Wind. Von Gijon sehe ich fast nichts, auch wenn es zwei Stunden dauert, bis ich am anderen Ende der Stadt bin.

15:10 Inzwischen hat der Regen aufgehört. Es geht stur geradeaus, massiver Gegenwind macht es nicht unbedingt leichter.

16:30 Aviles. Eher unschön. Kurzer Lichtblick. Ein McDonalds Plakat. Leider finde ich den Laden nicht. Stattdessen laufe ich noch fast eine Stunde durch die Stadt.


17:30 Ich komme im Hotel an. Nix Dolles, aber auch nicht schlimm. Das gilt auch für'a Abendessen. Ich mache mich ins Bett, dieser Tag wird abgeschrieben.










10/25/11

Warmbadetag

Etappe 47: La Isla - San Miguel (39,6 km)


9:00 Frühstück. Das musste ich raushandeln. Eigentlich gibt es Frühstück erst an 9:30. 9:30? Es ist Dienstag. Offensichtlich sind die Franzosen nicht die Einzigen, die von der EU-Subvention leben.

9:40 Kalt, aber sonnig. Landschaftlich ist es heute eher unspannend, hügelig und viel geradeaus geht des der Nationalstrasse entlang.

12:00 Über Mittag geht es heute durch Villaviciosa. Die Stadt - zumindest beim zügigen Durchlaufen - eher uninteressant. Einen Mittagssnack aus M&M und Cola gibt es aus dem Automaten. Eine Brücke an der richtigen Stelle hätte mir hier gute drei Stunden sparen können.

14:30 Jetzt auf kleinere Landstrasse wieder bergauf, dann Hügel, Hügel, Hügel.

17:00 Ich komme im Hotel an. Heute Luxus pur. Spa, Massage, das beste Abendessen meiner Reise.

23:00 Zufrieden und einigermassen erholt falle ich ins Bett.





10/24/11

Küstentag

Etappe 46: Llanes - La Isla (47,9 km)


8:30 Frühstück. Eine Dachschräge mit Fenstern im Zimmer ist 'ne tolle Sache. Ausser es regnet. Dann ist das recht laut. Und sorgt für Vorfreude was den kommenden Tag angeht. Entsprechend gut gelaunt bin ich auch. Es gibt Toastbrot mit Marmelade und Kaffee. Frühstück ist wirklich nicht die herausragende Sache hier. Aber morgens geht der Spanier wahrscheinlich zum Blutdoping und nicht zum Frühstück.

9:15 Es geht los, der Regen schon nicht mehr so stark wie heute Nacht. Erstmal entlang der Nationalstrasse, recht wenig Verkehr heute, dafür bleibt es hügelig.

11:00 Pause an einem Supermarkt. Käsebrot und Eiskaffee. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Dann weiter. Immer wieder wechselt die Landschaft zwischen grünen Hügeln und Küste. Etwas später klart es auf, ein bisschen Sonne, aber es zieht auch schnell wieder zu.

14:40 Ich komme durch Ribadesella, aber gerade hier regnet es wieder, so dass ich zügig weiterlaufe.

17:00 Wieder Küste, ich kann La Isla, mein Ziel für heute schone sehen.

18:10 Hmm, ich bin da, wo mein GPS sagt, dass mein Hotel sei. Nur mein Hotel fehlt noch. Ich laufe ein wenig umher, finde eine Bar und bekomme erklärt, dass das Hotel etwa 2km weit weg ist. Was soll's.

18:40 Endlich da. Das Hotel ist schön, ruhig und leer. Restaurant gibt es keins, auch nicht in der Nähe. Aber man zeigt Erbarmen und verspricht, mir ein Sandwich zu machen. Offensichtlich scheint das aber für die Küche zu komplex zu sein. Die kann nur Frühstück. Also bekomme ich ein vollständiges Frühstücksbuffet, inkl. Kaffee etc. aufgebahrt. Auch gut.

Ein sehr anstrengender Tag, satt und müde gehe ich zeitig schlafen.

10/23/11

What a difference a day makes

Etappe 45: Comillas - Llanes (48,0 km)

8:00 Gut geschlafen (mit ein wenig Hilfe von Wick NyQuil). Das Frühstück hier ist gut, ausser dem Kaffee, ansonsten bin ich recht froh, das Hotel zu verlassen, Es ist schon recht warm, als ich mich um halb zehn auf den Weg mache. Scheinbar kommt der Sommer doch noch mal zurück.


10:00 Einer der grossen Vorteile, Sonntags zu laufen, ist, dass es hier menschenleer ist. Besonders früh am Morgen, was sowieso nicht so die Zeit der Spanier ist. Später kommen dann die Ausflügler dazu, aber insgesamt recht wenig los. Und natürlich die Motorräder. In Masse. Was dabei auffällt: Schwere Maschinen. Ausschliesslich. Hier mehr die Rennmaschinen als die Schopper des vergangenen Wochenendes. Aber alles schwere Dinger. Ich glaube, ich habe in den letzten 10 Tagen keine 3 Mopeds gesehen. Die grosse Plage der dritten Welt (inklusive Frankreichs) ist hier einfach nicht existent. Warum? Keine Idee!


12:30 Pause an einem der vielen Bar/Restaurants. Kaffee und belegte Brötchen (die hier bestimmt einen besonderen Namen haben, den der ignorante Stefan nicht kennt). Dann weiter.

14:00 Inzwischen bedeckter Himmel, nicht zu warm, aber auch nicht kalt, hügelig geht es immer weiter. Heute finde ich meinen Rhythmus, auch wenn die Etappe lang ist, komme ich gut voran. Zwischendrin noch eine Pause mit Salat und Schuhwechsel.

18:15 Das Hotel, ein kleines und abgelegenes Haus, ist gut, ruhig und ich bekomme (als wahrscheinlich einziger Gast) ein schönes Zimmer in der Dachschräge. Ich bin heute zu faul, zum Abendessen zu gehen. Stattdessen Schokolade und Rioja. Erstklassig für die Kalorienbilanz.

10/22/11

Pause in Comillas


Mein Hotel sehr seltsam, und das nicht im guten Sinne. Es ist dunkel, hellhörig und voll von komischen Gästen. Wieder mal eine Erinnerung, dass die Vier Sterne an der Tür keine Qualität bedeuten, sondern lediglich, dass es einen Fön im Bad gibt. Ich ruhe mich aus.

Die Woche war hart, besonders der Regentag hat deutlich mehr aus mir herausgefressen, als ich das anfangs geglaubt habe. Immer noch ist mir ständig kalt, ich finde keinen Rhythmus, die Spanier habe ich auch noch nicht verstanden. Nicht gut.

Es sind noch knappe 500 Kilometer nach Santiago, das ist noch lang. Mal sehen, was die nächsten Tage bringen.

Resumé der siebten Woche: 259,4 km mit ordentlich Steigung. Nächstes Wochenziel: Navia



10/20/11

Betrügerische Jesusfresser


Etappe 43: Laredo - La Cueva (41,6 km)



9:30 Erst jetzt komme ich los, die Müdigkeit steckt mir in den Knochen. Es ist kalt, aber trocken. Mein Weg heute unspektakulär, immer entlang der Nationalstrasse.

Der eigentliche Jakobsweg geht weiter im Norden lang. Und nimmt dann für knapp 8km des Weges das Schiff. Ja, das Schiff. Nix laufen, faul schippern lassen. WTF? Warum nicht gleich den Flieger? Das geht doch noch schneller! Und für so was gibt es dann die Absolution. Alles Bescheisser.
Machen 8 Kilometer einen Unterschied? Natürlich nicht. Genauso wenig wie es einen Unterschied macht, wenn ich beim Marathon ein paar hundert Meter durchs Gebüsch abkürze. Oder als Amateur ein bisschen Anabolika nehme. Geht ja um nix, und ist trotzdem noch 'ne tolle Leistung. So insgesamt und so. Genau.


Mein Weg jedenfalls geht im Süden weiträumig an Santander vorbei. Ich fühle mich ok, aber nicht prall. Und werde hier aus den Strassen nicht schlau. Ich laufe den ganzen Tag an der Nationalstrasse entlang. Aber wenn nicht regelmässig Schilder kämen, die das bestätigen, würde ich es nicht glauben. In einigen Abschnitten dichter Verkehr, so dass es fast unmöglich ist, die Strasse zu queren, dann kommen Passagen, in denen ich in einer Stunde keinen 5 Autos begegne. Sehr seltsam. Und ich gebe zu bedenken, dass sich all diese Wechsel auf einer Gesamtstrassenlänge von unter 50 km abspielen. Sehr merkwürdig.


17:00 Mein Hotel heute eine ganz ruhige Pousada. Ich komme zur Tür rein und werde mit 'Stefan?' begrüsst. Das Zimmer gross, auch das Internet funktioniert hier zur Abwechslung mal.

20:00 Es klopft an meiner Tür. der Hotelbesitzer fragt mich, ob ich noch etwas brauche, er habe noch andere Gäste, denen wolle er ein gutes Restaurant zeigen. Abendessen. Hatte ich fast vergessen. Ich frage, ob ich mitkommen könne. Kein Problem. Ich denke, er meint ein Restaurant um die Ecke. Wir fahren 15 Minuten mit dem Auto. Hmmm, das wird ein teures Abendessen. Ich frage, ob es hier ein Problem sei, ein Taxi zu bekommen. Er lacht. Nein, nein, er wird mit dem Restaurantbesitzer sprechen. Wenn ich fertig bin, werde er mich abholen. Wow.

Letztendlich überlegt er es sich anders, bleibt dort und isst auch eine Kleinigkeit. Dann fährst er mit unz zurück. Mein Abendessen ist ausgezeichnet, das erste Mal in Spanien. Zufrieden und dankbar gehe ich heute schlafen. Das ist echte Gastfreundschaft.

10/19/11

Abgestraft

Etappe 42: Muskitz - Laredo (46,2 km)

8:40 Was ist das denn? Es regnet! Und zwar so richtig. Erst mal Kaffee und packen, eine halbe Stunde später mache ich mich lustlos auf den Weg. Erst mal eigentlich gar nicht so schlimm, für Regen gibt es Regenjacken.

Dann geht's den Berg hoch, mir wird warm. Zu warm. Also Pause, Pulli aus. Jacke wieder an. Weiter. Bald ist die Jacke innen nass. Nicht vom Regen, sondern vom Schweiss. Aber nass ist nass. Das hat so auch keinen Taug.

Wieder Pause. Jacke aus. Schwarzes Shirt. Heute vielleicht keine so gute Idee. Also Shirt aus, rotes Shirt an. Weiter.

Der Regen wird stärker, es schüttet. Ich bin klitschnass. Und mir wird kalt. Schnell. Sehr kalt. Also die Jacke wieder über. Aber das hilft auch nicht mehr viel. Der Regen hat zu viel Körperwärme rausgefressen. Unter einer Autobahnbrücke mache ich wieder Pause, ziehe mir trockene Klamotten an, doch wieder Pulli und Jacke. Schwitzen ist unangenehm, macht aber im Gegensatz zu Kälte nicht kaputt. Zu alle dem gibt es ordentlich Berge, 10% Steigung eher die Regel als die Ausnahme.


12:00 Ich komme durch das - durch den Regen bedingt - recht verlassene Castor Urdialis. In einer Pizzeria mach ich Mittag. Wenigstens ein bisschen aufwärmen, aber so richtig hilft es nicht.

13:00 Es geht weiter, auf und ab, langsam lässt der Regen nach. Sehr frustrierend ist zudem, dass ich oft den weiteren Weg direkt vor mir sehen kann, und noch Ewigkeiten Umwege laufen muss - sei es, weil ich um ein Flussdelta muss oder die Strasse nun mal halbhoch am Berg entlang führt und nicht direkt. Ich hätte gerne ein Auto. Oder genauer gesagt eine Autobahnberechtigung. Die Autobahn geht immer schön direkt.

16:30 Ich komme am Rand von Laredo an. Auch hier: Ich kann mein Hotel eigentlich schon sehen, dis ich da bin, soll es noch 90 Minuten dauern.


Dann bekomme ich endlich eine warme Dusche. Zum Abendessen wieder Entrecote; heute scheint es vom Roastbeef zu sein. Kein guter Tag.

10/18/11

Wieder an die Küste

Etappe 41: Euba - Muskitz (50,9 km)

8:45 Frühstück heute besonders grausam, abgepackter Dreck, alte Donuts und Croissants aus der Plastiktüte. Der Kaffee dafür wieder gut, wenigstens etwas. Es geht so weiter, wie es gestern aufgehört hat. Kühl, trocken, entlang der Nationalstrasse, ein Auto nach dem anderen.

9:30 In Amorebieta finde ich einen Supermarkt mit Fertigsalat und passablem Orangensaft. Ein kleiner Baumarkt führt zwar das volle Sortiment an Spaxen, aber leider keine Gewindeschrauben, so dass der Buggy unrepariert bleibt.

12:00 Ich erreiche Bilbao. Die Stadt ist extrem hügelig, mit vielen verwinkelten Strassen. Nächster Stop: Waschsalon. Während meine Klamotten sauber werden, futtere ich Salat und Brot. Dann geht es weiter durch die verwinkelte Altstadt. Viel Zeit, die Stadt anzuschauen, bleibt, nicht, der Weg heute noch lang.

15:30 Auf der Ostseite des Hafens geht es in Richtung Küste, schnurgerade, zu meiner Linken habe ich einen guten Blick auf Barakaldo. Kurz vor der Mündung überquere ich den Hafen in einem sehr wirren Konstrukt, einer Mischung aus Brücke und Gondel.



Dann geht es steil aufwärts durch Portugalete und weiter San Julian, einem kleinen Nest in der Nähe von Playa La Arena. Neben mir eine riesige Raffinerie.


Das Hotel ist diesmal super, der Besitzer nett, es gibt Entrecote zum Abendessen. Entrecote in Spanien scheint so etwas zu Lomo in Argentinien zu sein, weniger ein konkretes Stück Fleisch, sondern eher der Sammelbegriff für 'das gute Steak'. Heute jedenfalls ist das Entrecote ein Rumpsteak, was ja auch nicht zu verachten ist. Dazu gibt's Spaniens Nationalgetränk - Heineken. Müde und recht zufrieden gehe ich ins Bett. Die zweite von drei langen Etappen ist geschafft.

10/17/11

Strecke machen

Etappe 40: Mutriku - Euba (45,7 km)

8:00 Passend zum Hotel ist auch das Frühstück ausgezeichnet, hervorzuheben ist die gut bestückte Lavazza Espressomaschine. Hey, ich bin halt billig, ein guter Kaffee und schon komm ich aus dem Loben nicht mehr raus.

8:50 Es geht los, die Sonne kommt gerade heraus. Es ist rattig schattig, ich ziehe mir erstmalig ein Mützchen under meine Jacke an. Es geht erst ein Stück zurück nach Deba, dann in Serpentinen dem Lauf des gleichnamigen Flusses entlang. Es bleibt vormittags einigermassen flach, am Hang kann ich immer wieder die Autobahn sehen. Auf Grund des Flusslaufes lege ich 3 Kilometer für jeden Autobahnkilometer zurück. Laufen heute den ganzen Tag entlang der Nationalstrasse. Die ist gut ausgebaut, der Seitenstreifen fast überall breit genug. Trotzdem macht das laufen recht wenig Spass, die Strasse ist sehr stark befahren, Laster nach Laster. Egal, iPod ins Ohr und Strecke machen, die letzten Tage waren dafür schön.

13:00 Mittagspause in Elgoibar. Die Stadt ist in einer steilen Schlucht eingebettet und an beiden Hängen bebaut. Ein Gewirr von Gässchen, Brücken, Tunneln, Über- und Unterführungen macht das Navigieren schwer. Dann geht es wieder der Nationalstrasse entlang.


15:00 Es kommt eine Stunde Pause von der Nationalstrasse, ich weiche auf eine kleinere Strasse aus. Dafür gibt es jetzt Berge. Nix schlimmes, trotzdem bin ich ziemlich am Ölen, da die Sonne inzwischen auch wieder aufgetreten ist.

17:00 Noch mal ein Stück der Nationalstrasse entlang. Kurze Pause an der Tanke. Ja, es gibt hier wieder Spritpaläste. Cola, Eis, dann geht es weiter zum Hotel. Das ist OK, aber sehr laut. Abendessen fällt aus, die angepriesene Snack bar ist ein Automat, die Restaurants in Laufentfernung alle geschlossen. Aber für solche Fälle gibt's ja Schokolade ;-)





10/16/11

Entlang der Küste

Etappe 39: Orio - Mutriku (33,80 km)


8:00 Frühstück, etwas besser als in Frankreich, aber nicht viel. Wenigstens esse ich soviel Iberico, dass das Hotel an mir nix verdient. Dann packen, am Campingplatz noch schnell Wasser kaufen und los geht es. Erstmal durch die Ortsmitte. Geschäfte haben hier auch am Sonntag morgen auf. Gut.

9:30 Der erste Hügel, knackige 7% Steigung auf 2 Kilometer, danach ist mir auch nicht mehr kalt. Heute ist Sonntag, dass heisst keine Laster, dafür jeder der ein Zweirad hat, ist auf der Strasse. Ich laufe gegen den Verkehr, mehrere Radfahrer sind so unkontrolliert in der Abfahrt, dass sie beim Versuch, mir auszuweichen, fast stürzen. Das hat zwar einen gewissen Unterhaltungswert, dennoch entschliesse ich mich, zukünftig immer an der ansteigenden Seite der Strasse zu laufen.


Es geht durch Zarautz, danach entlang der mit Fussweg ausgebauten Küstenstrasse. Man läuft fast über dem Wasser, grossartig. Mittags Pause in Zumaia, Käsebrot auf einer Parkbank. Dann kommt ein langer und anstrengender Anstieg, knappe 250 Höhenmeter. Ich habe kaum mit dem Abstieg begonnen, da sehe ich die Jakobsmuschel an einem Wegweiser, die eine deutliche Abkürzung verspricht. Ich liege gut in der Zeit, riskiere es und werde belohnt. Es geht sehr steil bergab, aber der Weg ist asphaltiert und meine Bremse hält. Ich spare knappe 3 km, sehr gut.


15:30 Ich komme im Hotel an, es ist das mit Abstand schönste bis jetzt. Der Ausblick ist sensationell, das Zimmer gut, den eiskalten Pool vor meiner Terrassentür nutze ich, um meine müden Beine zu kühlen.

20:00 Ein Restaurant gibt es nicht, aber ein riesiges Schinken-Käse Sandwich und Franziskaner. Das reicht. Zufrieden gehe ich heute schlafen.


10/15/11

Kurz übern Berg

Etappe 38: Donastia - Orio (14,4 km)

Mein Pausentag für diese Woche wird keine 100% Pause, es gibt eine Mini-Etappe zu bewältigen.

Aber erst mal Frühstück. Fast eineinhalb Stunden harre ich im Restaurant aus, bediene mich reichlich an Kaffe, Saft, Iberico (Schinken) und Tortilla, der spanischen Form des Bauernfrühstücks. Dabei mache ich den Plan für die nächste Woche. Etappen schneiden, Wegalternativen suchen, Hotels buchen.

12:00 Ich checke aus, der nette Herr an der Rezeption sagt mir, ich habe Glück mit dem Wetter, normalerweise würde es um diese Jahreszeit immer regnen, letztes Jahr hätten sie 60 Tage Regan am Stück gehabt. Hmmm, mal schau'n, was da noch kommt. Dann geht es los, die Etappe heute sehr kurz, aber mit ordentlich Steigung. Eigentlich hätte ich heute Pause machen und die Etappe morgen dran hängen können. Aber ich muss das Frankreich-Debakel ja nicht wiederholen. Wie ist hier der Verkehr? Wie sind die Strassen ausgebaut? Infrastruktur? Geschäfte? Diesmal lasse ich es ruhig angehen.


Der Anstieg ist schnell geschafft, dann geht es entlang eines Kammes weiter nach Westen. Es folgt der steile Abstieg in Serpentinen. Imme wieder begegnen mir Motorrad- und Fahrradfahrer.


Das Hotel, im Internet sah es gut aus, ist eher eine Enttäuschung. Das Zimmer unmöglich klein, Blick auf den gegenüberliegenden Campingplatz statt das Meer, es ist voll und laut, die Gäste sehen aus wie gewollt und nicht gekonnt, scheinbar ist hier der Wochenendspielplatz der San Sebastian Wannabees.

Ich ruhe mich ein wenig aus, dann gehe ich in die Stadt, auf der Suche nach einem Supermarkt. Den finde ich nicht, nur ein paar kleine Lebensmittelgeschäfte. Dort gibt es eine riesige Auswahl an Wein, das restliche Sortiment ist jedoch stark beschränkt und konzentriert sich auf alles-in-der-Dose.

Das Resumé der ersten Tage: Strassen gut, die Bremse hält, Einkaufen eher so mittel. Verständigung geht besser als in Frankreich, was auch daran liegen mag, dass die lokale Bevölkerung Spanisch ebenso wenig als Muttersprache spricht wie ich.

10/14/11

Donasti

Etappe 37: Hondarribia - San Sebastian (25,2 km)

9:00 Frühstück, anders, aber nicht wirklich besser. Jede Menge Süsses, Käse und Schinken, die definitiv zu lange ohne Kühlung sind. Immerhin, der Kaffee ist besser.




9:50 Es geht los, erst mal ein Stück des Weges von gestern zurück, dann zweige ich ab und habe einen langgezogenen Anstieg zu bewältigen. Dann geht es bergab, Errenteria, was ich fälschlicherweise erst für San Sebastian halte, zeigt seine industrielle Seite, Hafen Schmutz, Gestank. Umso mehr verwundert mich, dass die Strasse samt allen Brücken über gut ausgebaute und behindertengerechte Fusswege verfügt. Kurz darauf gesellt sich noch ein Fahrradweg hinzu und mach das Laufen äusserst angenehm.

12:00 Durch dichten Verkehr geht es durch das malerische San Sebastian. Was ich an Gesprächsbrocken aufschnappe, kann ich nicht verstehen. Erst denke ich, dass ich meine Spanischkenntnisse wohl etwas überschätz habe. Später wird mir bewusst, dass die Leute hier gar kein Spanisch reden. Sondern Euskera. Baskisch. Hört sich ein wenig so an wie Spanisch, wenn man dem Sprecher vorher die Zähne ausgeschlagen hat. Nicht nur an der Sprache, auch an der Art der Menschen, an Fahnen und Zeichen, einfach an allem zeigt sich, dass man hier mit Spanien nicht viel am Hut hat. Die dominanten Farben sind Rot, Weiss, Grün.


14:00 Ich komme an der Bucht von San Sebastian, oder besser von Donasti, wie es hier heisst, an. Sprachlos. Wenn ich einen Strand, eine Bucht, eine Topographie auf dem Reissbrett machen müsste: So sähe sie aus. Einfach wunderschön. Den Ausblick geniessend gönne ich mir erstmal Burger & Fritten zu Mittag. Danach geht es steile Serpentine zu meinem Hotel auf dem Monte Igeldo.  Die Strapaze wird belohnt, der Blick hier ist phänomenal. Ich gammle ein wenig rum, dann geht es wieder in die Stadt.

18:00 Abwärts gibt es eine Standseilbahn, deren letzte Fahrt ist allerdings um 19:00, so dass ich den Berg heute wohl noch einmal hochlaufen werde. Ich bummle durch die Altstadt, finde einen Buchladen und kaufe einen Reiseführer über den Camino Del Norte, den ich ab jetzt weitestgehend laufen werde.

Auffällig in der Stadt ist die Menge der alten Leute, die hier begleitet von - wahrscheinlich - Familie spazieren. Nicht im Rollstuhl einfach geschoben, sonder an der Hand genommen oder gestützt, aber aus eigener Kraft laufend, wenn auch oftmals Krücken oder Rollstuhl dabei sind, die dann von anderen getragen werden. Ganz anders als bei uns.

20:30 Abendessen im Hotel - ok, aber nicht wirklich gross, vor dem Schlafengehen lese ich noch ein wenig auf meinem Balkon und werde mit einem kallroten (fast-) Vollmond belohnt.

Einer der schönsten Tage bis jetzt.

10/13/11

Au revoir y ola! Und eine Stressfraktur

Etappe 36: Tarnos - Hondarribia (50,1 km)

7:30 Frühstück mit mehr Auswahl als in jedem Hotel bisher, es ist sensationell, was der Hausherr an Brot-, Croissant-, Brioche- und Kuchenvarianten auffährt. Während ich esse, überschüttet er mich mit neugierigen Fragen. Würde mich nicht wundern, wenn der Funke übergesprungen ist, und er sich bald auch auf den Weg macht. Sein Vater ist den Camino Frances schon gegangen, wie er mir gestern berichtete.

8:30 Ich laufe los, kühl und diesig, recht bald komme ich in den Grossraum Bayonne, es geht in einer komischen Mischung aus Strassenrand, Fuss- und Fahrradweg immer weiter nach Westen. Unterwegs komme ich an einem Fahrradgeschäft vorbei. Dort finde ich zwar keine Bremse, die passt, für fünf Euro entschliesse ich mich aber, eine unpassende zu kaufen, vielleicht kann ich ja was zusammenfrickeln.


11:10 Es ist soweit: Ich bin am Atlantik angekommen. Zwar keine Sonne, aber trotzdem irgendwie überwältigend. Ich frage mich, wie das früher gewesen sein muss, wenn jemand das erste Mal das Meer sieht.

Ansonsten ist Biaritz erschreckend. Das südfranzösische Pendant zu Monaco (oder Bad Homburg). Hier kommen die Reichen zum Sterben hin. Auch wenn sie sich damit Zeit lassen. Es stinkt nach Geld und Unzufriedenheit.


Weiter südlich mischen sich Surfer ins Bild. Aussteiger, die in umgebauten Transportern (um das Campingverbot zu umgehen) oder Zelten am Strandrand leben. Wenn jemand 20 ist, kann ich das verstehen, mit 40 ist das eher traurig. "And then one day you find ten years have got behind you, no one told you when to run, you missed the starting gun" singt Pink Floyd so passend (über beide Gruppen).


15:00 Ich bekomme schon mal einen Vorgeschmack auf das, was mich in der nächsten Woche erwarten wird: Berge. Auf und ab, mitunter recht steil geht es weiter, über St. Jean de Luz und immer wieder malerisches Küstenpanorama.

16:30 Es knackt laut. Das ist nicht gut. Nach ziemlich genau 1500 km der erste Ausfall. Ein Bolzen an meinem Buggy gibt den Geist auf. Nix gut. Ich fixe das Problem temporär mit dem Haken eines Spanngurtes und werde wohl bald mal einen Baumarkt aufsuchen.


17:50 Au revoir. Schluss mit Frankreich. Über die Jakobusbrücke quere  ich - völlig unspektakulär - nach Spanien. Und Frankreich? Keine Sorge, ich bin nicht gallophil geworden. Ausnahmslos alle Franzosen, die ich getroffen habe, waren ausgeprägt freundlich und hilfsbereit. Und ich habe in vielen Bereichen gelernt, wie das Land und die Leute ticken und was ich erwarten kann. Aber eben auch, was ich nicht erwarten kann. Und das ist immer noch recht viel. Würde ich noch mal (freiwillig) nach Frankreich in Urlaub fahren? Ein definitives Ja. Das nächste Mal wissend, was gut, was schlecht, und was gar nicht funktionieren wird.


Und jetzt? 25 Tage Spanien. Ich bin sicher nicht so naiv zu glauben, dass die Sachen, die in Gallien nicht funktionieren, hier besser klappen, aber zumindest kann ich bin etwas besser verständigen.

18:30 Ich komme im Hotel an, schön, zentral, sehr laut, aber egal, heute habe ich gute Laune. Nach ein wenig Bastelei funktioniert auch meine Bremse. Wie gut, wird sich zeigen.

"Ich laufe nach Spanien". Habe ich gesagt. Und getan.