10/30/11

Abkürzung

Etappe 52: Tapa de Casariego - Mondonedo (47,2 km)

8:10  Extrem schlecht geschlafen. Im Zimmer links von mir hat scheinbar jemand TBC im Endstadium, im Zimmer rechts von mir bequatscht jemand 4 Stunden lang lautstark seine Frau (und kriegt sie trotzdem nicht rum ;-). Trotzdem wache ich von alleine auf und bin fit. Wütend, aber fit. Ich packe, stehe um 10 vor 9 am Restaurant. Der Hotelbesitzer ist schon da liest Zeitung, und macht mir einen Kaffee, bevor es um 9 Uhr Frühstück gibt. Kurz danach mache ich mich auf den Weg.

Anfangs ist es kühl, aber wolkenlos und bald wird es noch einmal richtig warm, es soll der letzte Sommertag auf dieser Reise bleiben.

10:20 Aus einer kleinen Seitenstrasse kommt ein Radfahrer. Bleibt stehen, wartet auf mich. Fragt, ob ich nach Santiago laufe. Wenn ich hier nach rechts laufe, sei das eine grosse Abkürzung, spare 20 Kilometer bis Ribadeo. Ich erkläre ihm, dass ich nicht vorhatte, über Ribadeo zu laufen, sondern durch die Berge. Er meint, dass es über Ribadeo einfacher sei. Ich wusste das vorher, aber dorthin führt kein Weg ausser der Autobahn und eine lange Autobahnbrücke über die Bucht. Ich äussere meine Bedenken, er versichert mir, dass man über die Brücke laufen könne. Das sei kein Problem, es gäbe einen Weg für Fussgänger. Hmm, ich habe gestern Abend auf Google Earth geschaut, da sah es nicht so aus, als gäbe es einen solchen Weg. Ich frage, ob er sicher sei. Ja, ganz sicher, gar kein Problem.

Als ich in den von ihm empfohlenen Weg abbiege, denke ich an den Franzosen, der mir versichert hat, dass der Kanal genau an mein Ziel führt und was das für ein Debakel war. Aber dann denke ich, zur Not renne ich halt über den Standstreifen. Es ist Sonntag morgen, nix los und die Guardia Civil pennt bestimmt noch.

10:50 Ich komme an der Brücke an. Dort ein grosses Schild: "Füssgängerweg nach Galizien". Ich bin baff. Der Mann hatte recht. Die Abkürzung spart mir knappe 4 Kilometer und ich kann noch etwas an der Küste entlang laufen; außerdem spare ich knappe 800 Höhenmeter.



14:20 So, jetzt ist endgültig Schluss mit Meer, ich biege nach Süden  ab. Ich bin heute recht schnell und zusammen mit der Abkürzung überlege ich, ob ich nicht noch etwas weiter laufen kann. Da ich weder im ursprünglichen Zielort Lourenza, noch in der Alternative Mondonedo ein Hotel gefunden habe, bin ich unschlüssig. Das Geschenk der Abkürzung heute einlösen oder für Morgen ansparen? Mit Hilfe meiner grossartigen Partnerin am heimischen PC zeigt sich, dass es in Mondonedo tatsächlich so etwas wie ein Hotel gibt. Eine echte Alternative also.

16:00 Ich sehe Lourenza vor mir. Ein kleines Kaff im Tal. Was letztlich den Ausschlag gibt weiterzulaufen, ist, dass ich zu faul bin, ins Tal und am nächsten Morgen zurück auf den Berg, von dem ich komme, zu laufen. Also weiter. Was noch mal ein paar Kilometer spart.

17:30 Nach einer kleinen Kaffeepause komme ich in Mondonedo an, und entdecke direkt an der Hauptstrasse noch ein Hotel. Das ist offen und sieht passabel aus. Zimmer gibt es auch. Abendessen nicht, dafür eine Tanke direkt gegenüber. Mmmmh, Chips und Dosenbier.