10/20/11

Betrügerische Jesusfresser


Etappe 43: Laredo - La Cueva (41,6 km)



9:30 Erst jetzt komme ich los, die Müdigkeit steckt mir in den Knochen. Es ist kalt, aber trocken. Mein Weg heute unspektakulär, immer entlang der Nationalstrasse.

Der eigentliche Jakobsweg geht weiter im Norden lang. Und nimmt dann für knapp 8km des Weges das Schiff. Ja, das Schiff. Nix laufen, faul schippern lassen. WTF? Warum nicht gleich den Flieger? Das geht doch noch schneller! Und für so was gibt es dann die Absolution. Alles Bescheisser.
Machen 8 Kilometer einen Unterschied? Natürlich nicht. Genauso wenig wie es einen Unterschied macht, wenn ich beim Marathon ein paar hundert Meter durchs Gebüsch abkürze. Oder als Amateur ein bisschen Anabolika nehme. Geht ja um nix, und ist trotzdem noch 'ne tolle Leistung. So insgesamt und so. Genau.


Mein Weg jedenfalls geht im Süden weiträumig an Santander vorbei. Ich fühle mich ok, aber nicht prall. Und werde hier aus den Strassen nicht schlau. Ich laufe den ganzen Tag an der Nationalstrasse entlang. Aber wenn nicht regelmässig Schilder kämen, die das bestätigen, würde ich es nicht glauben. In einigen Abschnitten dichter Verkehr, so dass es fast unmöglich ist, die Strasse zu queren, dann kommen Passagen, in denen ich in einer Stunde keinen 5 Autos begegne. Sehr seltsam. Und ich gebe zu bedenken, dass sich all diese Wechsel auf einer Gesamtstrassenlänge von unter 50 km abspielen. Sehr merkwürdig.


17:00 Mein Hotel heute eine ganz ruhige Pousada. Ich komme zur Tür rein und werde mit 'Stefan?' begrüsst. Das Zimmer gross, auch das Internet funktioniert hier zur Abwechslung mal.

20:00 Es klopft an meiner Tür. der Hotelbesitzer fragt mich, ob ich noch etwas brauche, er habe noch andere Gäste, denen wolle er ein gutes Restaurant zeigen. Abendessen. Hatte ich fast vergessen. Ich frage, ob ich mitkommen könne. Kein Problem. Ich denke, er meint ein Restaurant um die Ecke. Wir fahren 15 Minuten mit dem Auto. Hmmm, das wird ein teures Abendessen. Ich frage, ob es hier ein Problem sei, ein Taxi zu bekommen. Er lacht. Nein, nein, er wird mit dem Restaurantbesitzer sprechen. Wenn ich fertig bin, werde er mich abholen. Wow.

Letztendlich überlegt er es sich anders, bleibt dort und isst auch eine Kleinigkeit. Dann fährst er mit unz zurück. Mein Abendessen ist ausgezeichnet, das erste Mal in Spanien. Zufrieden und dankbar gehe ich heute schlafen. Das ist echte Gastfreundschaft.