10/12/11

Fast da, oder so

Etappe 35: Dax - Tarnos (46,1 km)

8:15 Nach frühem Frühstück mach ich mich noch in der Dämmerung auf den Weg. Es ist kühl, neblig, die Strassen sind feucht, auch wenn es nicht so aussieht, als habe es geregnet. Die wenigen Menschen, die unterwegs sind, schauen mich irritiert an. Eine Weile geht es durch Dax, hier sind Fuss und Radwege passabel ausgebaut, dann auf wenig befahrene Landstrassen. Dennoch "montier ich mir lieber mal 'nen Licht ans Fahrrad". Hat noch nie geschadet.

12:00 Eigentlich hätte ich heute fast den ganzen Tag entlang einer stark befahrenen Bundesstrasse laufen sollen. Dann habe ich gestern Abend noch mal ausprobiert, was Google Maps in der Fussgänger-Variante anbietet. Siehe da, ein Weg auf kleinen Strassen und ein paar Feldwegen. Die Warnung, das sei beta, nehme ich zur Kenntnis, riskiere es aber - insbesondere auch in Anbetracht der Sichtverhältnisse. Abgesehen von ein paar Schlaglöchern und steileren Anstiegen ist der Weg super.

16:30 Kurz vor dem Ziel noch eine Supermarkt-Pause. Shrimps, Kuchen und Cola. Ja, ich weiss, ich bin eklig. Dann geht es auf die letzten Kilometer.

17:20 Ich komme an, ein letztes Mal Chambre d'Hotel. Auch diesmal wieder gut. Ein riesiges Zimmer, ein netter Gastgeber, der kaum fassen kann, dass ich den Weg zu Fuss zurückgelegt habe. Abendessen ist heute Selbstversorgung, aber das wusste ich vorher und habe entsprechend eingekauft.

Noch ein wenig bloggen und lesen, dann geht's ins Bett.

Santiago ist noch weit weg, und ich habe - im Gegensatz zu den meisten Lesern hier - noch erhebliche Bedenken, was die Aussichten, dort anzukommen angeht. Aber was für mich irgendwie die wesentlich greifbarere Sache ist, und was ich vor ein paar Tagen noch gar nicht so wahrgenommen habe, ist, dass ich noch 13 km von der Atlantikküste entfernt bin. Da kann ich zur Not hin krabbeln.

Als kleines Kind bin ich im Sommer mit meinen Eltern in diese Gegend in den Sommerurlaub gefahren. Sehr traumatisch. Da wir nicht gelaufen sind, sondern ein Auto hatten, war die Reisezeit kürzer. Wenn auch in meiner Erinnerung nur marginal. Aber ganz ehrlich: Der Weg zu Fuss angenehmer. Lieber 1500 km laufen als die Lieblings-Benjamin-Blümchen-Kassette der kleinen Schwester 37 mal am Stück hören.