9/14/11

Stefan gegen die Vorurteile

Etappe 11: Montreux-Vieux - Montbéliard (25,7 km)

05:15 Die ersten Türen beginnen zu schlagen; nicht, dass es nachts wirklich ruhig gewesen wäre. Warum muss ich auch im wohl einzigen Ort in Frankreich landen, wo die Menschen morgens arbeiten müssen. Wahrscheinlich Gastarbeiter. Im Halbschlaf wälze ich mich noch ein wenig, gegen sieben stehe ich auf.


9:10 Zurück am Bahnhof in Belfort, Proviant habe ich schon in einem kleinen Supermarkt gekauft. Den Zug zurück nach Montreux-Vieux habe ich gerade verpasst, gestern Abend fuhren die Züge noch alle 15 Minuten, jetzt muss ich eine Stunde warten. Ich nutze die Zeit, einen Kaffee zu trinken. Ich fühle mich bescheiden, bin völlig übersäuert. Ob das an meinem bisher so tollen Frankreicherlebnis oder an dem erstklassigen Abendessen liegt, weiss ich nicht, wahrscheinlich an beidem. Also beides ändern. Proviant ist schon gekauft, die Perspektive muss sich noch verschieben. Das wird sicherlich nicht auf ein Mal gehen, aber ich werde es versuchen.


10:30 Zurück in Montreux-Vieux geht die eigentliche Strecke los. In Anbetracht meiner grandiosen Verfassung heute Schonkost, 25 km nach Montbéliard und dann schlafen. Die Strecke immer entlang des Kanals, heute ist erstmals der Wind weg. Mein Kopf schmerzt, dafür sind die Beine wieder einigermassen OK.

12:30 Immer wieder komme ich an diesen Schildern vorbei. Ich meine, das ist nix handgemaltes. So ein Schild kostet richtig Asche, erfüllt garantiert alle möglichen EU-Normen. Was ist hier am Werk? Arroganz? Ignoranz? Dummheit? Selbst Google Translate kriegt das hin. La Grande Nation.

14:00 Ich komme im Hotel an, diesmal ist es gut, Zimmer sauber, Toilette und Dusche gibt es auch, zwar in Kombination zu einer Nasszelle, aber das ist OK. Erstmal Mittagsschlaf.

18:00 Kopfschmerzen sind nicht weg, aber die Übersäuerung. In der Nähe des Hotels habe ich vorhin einen McD gesehen, auf dem Weg dorthin finde ich noch einen grossen Supermarkt. Dort kaufe ich Salat und Gemüsesaft. In den Gängen für Softdrinks (der Leser beachte den Plural) geht es zu wie in London bei den letzten Riots, keine Ahnung, vielleicht glaubt die - auf weiblicher Seite überwiegend Kopftuch tragende - Kundschaft, dass es morgen keine Cola mehr gibt. Obwohl, das ist Frankreich, wer weiss, ich kaufe lieber noch eine Flasche, sicher ist sicher. Dann BicMac im Vollkornbrötchen - ja - und viel Salat.

20:30 Routenplanung für morgen: Sieht alles nicht wirklich gut aus, ich werde einfach laufen, soweit ich komme und dann wahrscheinlich wild campen. Versuche erstmal, die Kopfschmerzen wegzuschlafen.