11/02/11

Noch mal mit Druck


Etappe 54: Guitiriz - O Pino (53,6 km)

9:20 Nach gutem Frühstück geht es los. Bevor hier der Verdacht aufkommt, ich hätte auf Wellnessurlaub umgebucht, gibt es heute noch mal ordentlich Strecke. Ungefähr zehn Minuten laufe ich, dann beginnt der Regen. Der wird mit heute den ganzen Tag begleiten, nicht konstant, aber immer wieder schauerartig. Dazu "teils starker Wind mit Böen bis zu 70 Stundenkilometern." Leider ist ausgerechnet heute die Wettervorhersage nicht falsch.


Vom Laufen gibt es sonst nicht viel zu berichten, es geht den ganzen Tag stur der Bundesstrasse lang, mal mit, mal ohne Regen, meistens mit Gegenwind. Landschaftlich uninteressant (zumindest bei dem Wetter), aber sicherlich lädt auch die Streckenlänge nicht zum Geniessen ein.

18:50 Ich komme erstaunlich wenig müde am "Hotel" an. Eine umgebaute Mühle an einem kleinen Fluss. Toll gemacht, wunderschön. Der Hausherr ist auch mein Koch für den Abend, ich bin der einzige Gast. Es gibt lokale Scallops mit Chilis und verschiedene Stücke vom Iberico Schwein. Dazu ganz viele Informationen über die Mühle, über die Gegend, die Leute, die hier vorbeikommen. Grandios.

22:00 Ich liege im Bett, höre den Regen auf's Dach prasseln. Vorhin hat mir mein Gastgeber das Mühlbecken gezeigt; den Ort wo das Wasser durchfliesst und die Mühle antreibt, die heute hier zu Stromgewinnung genutzt wird. Fast leer. Er erzählte, dass dies das erste Jahr sei, wo um diese Jahreszeit nicht genügend Wasser im Fluss sei.

Mir wird klar, wie viel - ich sage mal ganz neutral - Glück ich auf dieser Reise hatte. Keine ernsthafte Verletzung, kein Unfall, einen einzigen Platten (die Desintegration der alten Reifen zähle ich nicht, das war schlampige Vorbereitung meinerseits). Niemand, der mir etwas böses wollte, noch nicht mal ein Hund, der hinter mir her rennt.

Ok, EIN Hund, den musst ich aus Mitleid wieder nach Hause scheuchen, weil er so dumm und so klein war, dass er sich mitten auf die Bundesstrasse gestellt hat, um mich anzukläffen und fast überfahren worden wäre.
 
Ansonsten: Nichts. Gar nichts. Und das Wetter statistisch fast schon unwahrscheinlich. Ich musste an keinem Tag in nasse Sachen schlüpfen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bis zum Ende gelaufen wäre, wenn ich die ersten vier Wochen nur Regen gehabt hätte. Denke mal, das zermürbt ziemlich.

Ich bin dankbar, das alles so gut geklappt hat.